SCHMIDT KUNSTAUKTIONEN DRESDEN AUKTION 40     14.06.2014

803   Ernst Julius Hähnel "Raphael." Büste. 1875.

Gips, gegossen. Ausformung durch die "Gebrüder Weschke, Dresden". Rückseitig im Schulterschnitt eingelassen signiert "Ernst Hähnel fec. Dresden 1875". Darunter in der Stützausformung Prägesignet der Gießereiwerkstatt. Vorderseitig im Büstenanschnitt vertieft betitelt.


Katalog Gebrüder Weschke VI.22, S. 15.

Im Zuge der Konzeption und Ausführung eines der "komplexesten skulpturalen Programm eines deutschen Museums des 19. Jahrhunderts", der nach Gottfried Sempers Entwurf 1847 als vierter Flügel der barocken Zwingeranlage ausgeführte Galeriebau für die königliche Gemäldesammlung, schuf der Dresdner Bildhauer und Akademieprofessor Ernst Julius Hähnel um 1851 seine wohl ruhmreichste Skulptur: die überlebensgroße Darstellung des italienischen Renaissancekünstlers Raffael. Die sehr geschlossene und feinsinnige Darstellung des jungen, vorsichtig schreitenden Raffael mit stoffreichem Umhang und Mailänder Kappe traf in der in anhaftenden Idealisierung wohl in hohem Maße die Sensucht der Zeit nach harmonischer, unverdorbener Schönheit. Die anmutige Kunst Raffaels mußte von einem anmutigen Wesen stammen, dieses Idealbild tragen wir selbst heute in uns.
Die Erfindung Hähnels zeigte sich als so beliebt, daß bereits in den Folgejahren der Entstehung zahlreiche Gipsgüsse und Porzellanausformungen der Figur angefertigt wurden und sich der Künstler selbst mehreren Marmorausführungen widmete, von denen sich die dem hier angebotenen Gips zugrunde liegende Variation unter der Inventarnummer ZV 4193 in der Skulpturensammlung der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden befindet. Alexander von Huboldt vertrat die ehrvolle Ansicht, man müsse Hähnel für diesen Entwurf mit dem preußischen Adlerorden auszeichnen lassen; der Erfolg der Raffael-Figur bedeutete für den in Dresden renommierten Künstler nunmehr einen Aufstieg "in den Olymp großer Künstler und in die großn Sammlungen moderner Kunst". (zitiert nach: Maaz, Bernhard: Skulptur in Deutschland zwischen Französischer Revolution und Erstem Weltkrieg, Berlin/München 2010, Band 1, S. 310f.).

Insgesamt leicht angeschmutzt und mit einzelnen Läsionen bzw. kleineren Fehlstellen, partiell mit leichten Kratzspuren. Linke Randpartie der Mailänder Kappe mit größerem Materialausbruch, rechte Randpartie mit klebemontiertem Riß mit dezenten Leimrückständen. Bestoßungen an Nasenspitze und Kinn. Sockelrand mit deutlicheren Mängeln. Nähte der Gußformteile vereinzelt ablesbar.

H. 73,5 cm.

Schätzpreis
4.200 €