SCHMIDT KUNSTAUKTIONEN DRESDEN AUKTION 67     20.03.2021

050   Wilhelm Dodel, Stillleben mit Apfel, Birne und Herz. 1936.

Öl und Grafit auf grober Leinwand, von Künstlerhand vollflächig auf eine kräftige Holzplatte recto und verso montiert, allseitig weiß grundiert. Geritzt monogrammiert "WD" und datiert u.Mi. Innerhalb der Darstellung auf dem Möbiusband zwischen musikalischen Notationen in Sütterlin bezeichnet "Aufrichtigkeit Wohlstand Zufriedenheit". Verso Mi. in Blei bzw. schwarzem Faserstift bezeichnet "Für Dodel Regina, Querner, geb. Dodel" sowie u.li. "Oelgr. M" (?). In einer schmalen goldenen Holzleiste gerahmt.

Als Vertreter der neuen Sachlichkeit in Dresden galt Wilhelm Dodels Interesse der Gegenständlichkeit der Bilder, einem Interesse, die Wirklichkeit in einer strengen durchgeistigten Form zum Ausdruck zu bringen. Gegenüber dem betont sozialkritischen Ansatz seines Lehrers Otto Dix wendete sich der Künstler Wilhelm Dodel in seiner Malerei aber entschieden den schönen Dingen des Lebens zu.
Das vorliegende Gemälde malte er offensichtlich für seine Schwester Regina, die im Jahr 1933 den Maler Curt Querner, einen Studienfreund des Künstlers, heiratete. Das Stilleben der beieinanderliegenden Früchte, die in feiner geschwungener Linienführung durch ein schwebendes Schriftband und das symbolische Herz in Liebe verbunden sind, ist ein Gleichnis zwischenmenschlicher Harmonie. Das Bild zeigt beispielhaft den "klassischen beruhigenden Ausdruck" (Claußnitzer S. 6) in Linie und Form bei Dodel. In anmutiger Stilisierung verrät es zugleich einen Hang zur Idealität und Romantik. Anders als sein Schwager Curt Querner, der sich auf die altdeutsche Kunst von Grünewald und Altdorfer besann und mit dem Dodel bis in die 1940er Jahre in künstlerischer Korrespondez stand, orientierte sich Wilhelm Dodel vielmehr an den italienischen Malern Botticelli und Mantegna, bei denen er Inspiration fand für seine "Kunst der Besinnung" (Claußnitzer S. 8).

Lit.: Claußnitzer, Gert: Wilhelm Dodel. Maler und Werk. Dresden 1981. S. 1–8.

Dalbajewa, Birgit: Neue Sachlichkeit in Dresden. Malerei der Zwanziger Jahre von Dix bis Querner. Dresden 2011.

An den o. Ecken winzige Nagellöchlein, werkimmanent. Malschicht mit oberflächlichen punktuellen braunen Fleckchen sowie in den Randbereichen partiell leicht berieben, vereinzelt mit Verlust der Malschicht. Unscheinbare Kratzspuren o.li. Einige winzige Retuschen in der u. Bildhälfte im Bereich der Zwetschgen und des Tisches sowie o.li. Bildträger verso mittig mit zwei winzigen Schräubchen. Der Rahmen an den Ecken sowie an der u. Leiste re. bestoßen.

24,7 x 34,9 cm, Ra. 26,5 x 36,5 cm.

Schätzpreis
2.200 €
Zuschlag
40.000 €