George Meyer
vor 1680 Helmstedt – 1735 Leipzig
Nachdem Meyer am 20. März 1692 Zinngießermeister wurde, erlangte er nach einigen Jahren in Leipzig die Position des Obermeisters. Diese hatte er 1707–1734 inne. Die Marke von 1692 führte er bis 1708. Mit dem neuen Status als Obermeister führte er in diesem Jahr eine neue Marke ein, welche die Ziffern "08" führt. Bekannt sind von G. Meyer vor allem gegossene Teller mit kursächsischem Wappen und Laub- und Bandeldekor, deren Form er von H.G. Kandler in Leipzig übernahm.
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Kranenkanne. George Meyer, Leipzig. Vor 1708.
George Meyer vor 1680 Helmstedt – 1735 Leipzig
Konischer Zinnkorpus auf drei geschweiften Messingfüßen, am Kannenkorpus stilisiert muschelförmig ansetzend. S-förmiger Volutenhenkel mit gerolltem Akanthusblattdekor. Mehrfach gestufter, glockenförmiger Deckel mit Akanthusblattknospen-Knauf. Messingzapfkränchen in Tierkopfform, am Kannenkorpus mit einem zinnernen vollplastischen Löwenmaskaron ansetzend. Die Wandung der Kanne reich mit umlaufendem Floral- und Volutendekor sowie geflechelten Bändern und Halbkreisen graviert.
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Am Boden innen mit Stadt- und Meisterzeichen. Hebel am Ausguß fehlt. Ein Bein mit wohl gußbedingten Rissen. Mündungsrand des Deckels mit altersbedingten Dellen. Vgl. für die Marken: Reinheckel, Günter: Sächsisches Zinn des 16. und 17. Jahrhunderts. Dresden, 2002. S. 246, Nr. 84. sowie Hintze, Erwin: Die deutschen Zinngiesser und ihre Marken. Bd.1, Sächsische Zinngiesser. Aalen, 1964. S. 149, Nr. 780.
Bei dem vorliegenden Objekt handelt es sich um die älteste der Fachwelt bekannte Kranenkanne aus Zinn und somit um ein außerordentlich bemerkenswertes Stück. Da der Zinngießer George Meyer aus Helmstedt stammte, liegt die Vermutung nahe, daß er die für das Bergische Land typische Gefäßform aus dieser Region kannte. Kranenkannen kamen erst um 1700 mit der Verbreitung des Kaffeegenusses in Europa über Holland in Gebrauch und waren nur selten aus Zinn gefertigt. Eine nahezu identische Kranenkanne, gefertigt von Hugo Lemmen vor 1729, befindet sich wohl in Kölner Privatbesitz.
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