703 Lithyalinbecher. Friedrich Egermann, Blottendorf, Böhmen. Um 1830.
Friedrich Egermann 1777 Schluckenau – 1864 Haida
Opakes, rötlich braun marmoriertes rothwelsches Glas, geschliffen. Die Außenwandung partiell bläulich-violett schimmernd und flächig mit hellgrünen Sprenkelungen gebeizt. Breiter, abgesetzter und vergoldeter Lippenrand. Vielfach facettierte Wandung über ausladendem Stand. Innenwandung uneben. Die Bodenkugel mit gezähntem Rand.
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelte Friedrich Egermann eine Technik der Glasveredelung, welche ein großer Erfolg werden sollte und deren
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Herstellungsprozess lange Zeit ein Geheimnis blieb. Er verstand es, die Oberfläche von Glas in einer Weise zu veredeln, welche eine lebendige Marmorierung und Farbgebung ermöglichte, um das Aussehen von Halbedelsteinen nachzuempfinden. Die ersten, nach 1828 hergestellten Lithyalingläser bestanden aus einem opaken Rohglas und wurden mittels einer Ätzmischung und dem anschließenden Einbrennen im Muffelofen verarbeitet. Rohglas bezog Egermann u.a. aus der Harrachschen Hütte in Neuwelt; das sogenannte rothwelsche Glas mit seiner dunklen rotbraunen Einfärbung erzeugte häufig eine entsprechend dunkel anmutende Oberflächenfärbung. Dies weist auf einen weiteren spannenden und überraschenden Aspekt der Lithyalinglasherstellung, denn es erwies sich als unmöglich, die Ergebnisse dieser Art der Glasveredelung zu kontrollieren, was wiederum die Wiederholung bestimmter Muster nahezu undurchführbar machte. So entstanden Gläser mit einer jeweils singulären Farbgebung und Marmorierung. Egermann verriet die Rezeptur nicht, dennoch versuchten technisch hochversierte Glashütten wie die Harrachsche Hütte in Neuwelt, dem Geheimnis der Edelsteingläser auf die Spur zu kommen, was kurze Zeit nach der Entwicklung durch Egermann auch gelang.
Brozová, Jarmila: "Lithyalingläser von Friedrich Egermann und seinen Nachahmern.", in: Höltl, Georg (Hrsg.): Passauer Glasmuseum, Das Böhmische Glas 1700- 1950, Bd. II, Passau 1995, S. 145ff.
Spiegl, Walter: "Lithyalin- und Edelsteingläser", S. 3ff. mit Abb. (online publiziert unter http://www.glas-forschung.info/pageone/pdf/lith.pdf).
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Vergoldung partiell berieben, innenseitig mit kleineren, blasigen Masseunregelmäßigkeiten. Im Fußbereich an den Kanten mit äußerst unscheinbarer Bläschenbildung sowie partiell äußerst unscheinbar angerauht und mit äußerst unscheinbaren Materialfehlstellen. An der Wandung eine äußerst unscheinbare, sehr feine Kratzspur.
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H. 11,2 cm.