721 Ernst Friedrich August Rietschel "Carl Gustav Carus". 1836.
Ernst Friedrich August Rietschel 1804 Pulsnitz – 1861 Dresden
Franz Ulrich Apelt 1882 Zittau – 1944 Bautzen
Carl Gustav Carus 1789 Leipzig – 1869 Dresden
Gips, gelblichweiße Ölfarbfassung, gefirnisst. Verso am Schulterrand Mi. signiert "E. Rietschel fec. ad Nat." und ausführlich datiert "Mai 1836". Recto am Brustabschnitt in Versalien bezeichnet "C. G. CARUS".
WVZ von Wilmowsky 47.
Provenienz: Thüringischer Privatbesitz (Nachlass Slg. Apelt), Sammlung Dr. jur. Franz Ulrich Apelt, Zittau, Bautzen, seit ca. 1918/19, Händler Ernst Jungmichel, Zittau, Nachlass Charlotte Rietschel, Zittau, Nachlass Wolfgang Rietschel, Nachlass Carl
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Gustav Carus.
Ausgestellt in: Carl Gustav Carus. Natur und Idee, Dresden und Berlin, 26.06.-20.09.2009.
Abgebildet in: Carl Gustav Carus. Natur und Idee. Dresden, Berlin. 2008. S. 307, Abb. 3 (AK 213).
Apelt, Franz Ulrich: Aus meiner Zeit: Lebenserinnerungen. Mitteilungen des Zittauer Geschichts- und Museumsvereins e.V. Beiheft 2. Görlitz, 2001. S. 79–81 mit Abb.
Carus, Otto: Carl Gustav Carus in seinem Antlitz. Gotha, 1930, dort noch als verschollen gelistet.
"Die Bekanntschaft mit Carus konnte Rietschel im Sächsischen Kunstverein schließen, in dessen Vorstand Carus Ende 1832 gewählt wurde. Eben zum Professor an der Akademie berufen, war Rietschel sogleich dem Verein beigetreten und bereits im folgenden Jahr in dessen Vorstand aufgerückt. Zu einer engeren Beziehung scheint es damals nicht gekommen zu sein, wohl zum Bedauern Rietschels, der, wie er am 17. Juni 1836 zurückblickend an Rauch schrieb, schon lange den stillen Vorsatz gefasst hatte, ein Bildnis von Carus zu modellieren- zweifellos von der Überzeugung beflügelt, eine bessere und gültigere Arbeit als die Kolossalbüste von Pierre-Jean David d'Angers von 1835 schaffen zu können.
Wie Carus in seinen Lebenserinnerungen berichtete, hatte Rietschel sich im Mai 1836 in dessen Familie einführen lassen: "(...) wie man sagte aus Verlangen, meine Büste, nebst denen einiger andern Notabilitäten Dresdens, ausführen zu wollen, in Wahrheit aber wohl mehr, weil ihn die große Liebenswürdigkeit unserer Charlotte gerührt hatte, und er wünschte, sein durch den
Tod seiner ersten Frau verödetes Haus durch eine so schöne Blüte neu zu beleben. Der erste Wunsch war nicht wohl abzulehnen, und wirklich ging man denn auch bald ans Werk; ich mußte zu mehrern Sitzungen mich entschließen, bei welchen Lottchen zum Vorlesen veranlaßt wurde, und die Büste wurde nach und nach ein recht schönes Werk (...)."
Daß die Porträtsitzungen in der Villa Cara und nicht etwa im Atelier Rietschels stattfanden, überlieferte der Landschaftsmaler Georg Heinrich Crola, der im Frühjahr 1836 einen für ihn enttäuschend verlaufenden Höflichkeitsbesuch beim Hofrat gemacht hatte. 'Trocken, mager und unbehaglich wollte der Besuch eben dahinsterben, als Carus mich aufforderte, hinab in den Saal zu gehen, wohin er gleich nachkommen wollte. Neben diesem Saal fand ich eine Art von Atelier eingerichtet, in dem Studien und Malereien von Carus zusehen waren. Der Bildhauer Ritschl war in diesem Raum mit der Modellirung einer Büste von Carus beschäftigt. Er begrüsste mich mit einer höflich verlegenen Miene'.
Die Arbeit an dem Porträt sollte für den jungen, gerade verwitweten Bildhauer schönste Folgen haben: Im Juli 1836 fand seine Verlobung mit Charlotte Carus statt, die Hochzeit wurde am 2. November desselben Jahres gefeiert. (…).
Carus selbst zeigte sich zufrieden mit diesem frühen Bildnis, (…), und zog es mit Recht dem von P.-J. David d'Angers geschaffenen Porträt vor. Einen entschiedenen und kraftvollen Eindruck machen die festen Gesichtszüge, der Mund ist geschlossen, der Kopf mit der breiten und hohen Stirn leicht zur linken Seite gewandt. Die Augen, deren Pupillen angegeben sind und die daher lebendig wirken, richten sich ebenfalls nach links, der Blick ist in die Ferne gerichtet, doch erscheint er nicht träumerisch, sondern aufmerksam und konzentriert, so als sei der Gelehrte in Gedanken versunken." (zitiert nach: Monika von Wilmowsky: Ernst Rietschel als Bildhauer. Mit einem Katalog der Bildwerke. Bd. 2: Werkverzeichnis. LETTER Schriften Bd. 22. Köln, 2017. S. 300f.
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Die Gussnähte im Bereich der Haare nicht abgearbeitet. Fassung krakeliert. Re. Bereich der Büste mit fachmännischer Restaurierung oberflächlicher Fassungslockerungen und partiell kleiner Fehlstellen, in diesem Bereich Krakelur mit Retuschen. Sockel am Fuß u.re. mit fachmännisch restauriertem Bruch. Firnis ergänzt.
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H. 56 cm (mit Büstenfuß), B. 41 cm, T. 25,5 cm.