110 Hermann Glöckner, Blick auf Lauenstein / Osterzgebirge. 1947.
Hermann Glöckner 1889 Cotta/ Dresden – 1987 Berlin (West)
Kaseintempera und Sand mit einem Lacküberzug auf kräftiger Malpappe. Verso am u. Rand in schwarzer Tinte datiert und signiert "1947 Hermann Glöckner" sowie mit dem Atelierstempel des Künstlers "Hermann Glöckner, akad. Maler – Dresden-Loschwitz – Pillnitzer Landstraße 59 – Künstlerhaus" versehen. Von fremder Hand in Blei o.li. bezeichnet "Lauenstein von Liebenau gesehen" sowie am u. Rand nochmals datiert. In einer einfachen profilierten Holzleiste mit goldfarbener Sichtleiste
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gerahmt.
Provenienz: Seit 1947 in sächsischem Privatbesitz (mit familiärem Bezug zu Lauenstein).
Bereits im Jahr 1929, nach Reisen in die Voralpen 1925 und in die Alpen 1927 und 1928, begab sich das naturverbundene Ehepaar Frieda und Hermann Glöckner neben zahlreichen Wanderungen in die sächsische Heimat auf einen Arbeitsaufenthalt nach Voitsdorf (Fojtovice) im böhmischen Osterzgebirge, dem südlichen Nachbarort des deutschen Fürstenaus. In Voitsdorf entstanden erste geometrisch-konstruktive Zeichnungen der bäuerlichen Architektur, gewachsen im Einklang mit Landschaft und Natur. Glöckner thematisierte insbesondere das rhythmische Auf und Ab der Voitsdorfer Dächer, die sich in die hügelige Landschaft schmiegten. Im Sommer / Herbst des Jahres 1934 vertiefte er das Studium dieser Landschaftssituation in Zeichnungen von Wünschendorf, ab 1936 entstanden die ersten Gemälde von Fürstenau. Diese waren durch eine düstere, schwere und melancholische Farbigkeit geprägt und Glöckners Ausdruck der deprimierenden politischen Situation im NS-Staat.
In vorliegendem Gemälde, welches entsprechend der Datierungen auf Vorzeichnungen wohl im Juni des Jahres 1947 entstanden ist, hat Hermann Glöckner die bedrückende Farbigkeit der späten 1930er Jahre überwunden – das Gemälde erstrahlt förmlich in leuchtend heller, lebensbejahender Farbigkeit. In der Behandlung der architektonischen Körper der Häuser und dem stark kontrastierenden Hell-Dunkel der Dachflächen und Fassaden, partiell durch rote Bereiche akzentuiert, knüpft er stilistisch an seine geometrisch-konstruktiven Arbeiten der Vorkriegszeit an.
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Bildträger ganz unscheinbar verwölbt, an der o.li. Kante werkimmanent mit einem kleinen u-förmigen Materialverlust, die Kanten wohl von Künstlerhand bearbeitet. Malschicht mit mehreren kleinen, fachgerecht ausgeführten Retuschen, im Falzbereich li. mit wenigen bräunlichen Farbspuren. Verso atelierspurig, in den Randbereichen mit vereinzelten Bereibungen und Klebspuren.
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59,5 x 76 cm, Ra. 64 x 80,4 cm.