005 Louis de Silvestre und Andreas Möller (Werkstatt oder Nachfolge) "König August II. von Polen" / "Christiane Eberhardine von Brandenburg-Bayreuth, Gemahlin König Augusts II. von Polen". Wohl 1730er/ 1740's
Christiane Eberhardine von Brandenburg-Bayreuth 1671 Bayreuth – 1727 Pretzsch
Johann Kupezky 1667 Bösing – 1740 Nürnberg
Kurfürst Friedrich August I. von Sachsen (August d 1670 Dresden – 1733 Warschau
Adam de Manyoki 1673 Szokolya – 1757 Dresden
Andreas Möller 1684 Kopenhagen – 1762 Berlin
Louis de Silvestre 1675 Sceaux – 1760 Paris
Oil on canvas auf brauner bzw. grauer Grundierung, doubliert. Unsigniert.
Provenienz: Sammlung Generalmusikdirektor Christian Thielemann, Berlin.
Ausschnitthafte Versionen oder Wiederholungen des um 1940 im Wachwitzer Schloss in Dresden befindlichen Porträtpaares:
Louis de Silvestre (nach) "König August II. von Polen", um 1728, Öl auf Leinwand, 107,5 x 85,5 cm, Gemäldegalerie Alte Meister, Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, ehemals InvNr. S 449, 1999 an das Haus Wettin
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restituiert, vgl. Marx (1975), KatNr. 18.
Louis de Silvestre (Art des) "Christiane Eberhardine von Brandenburg-Bayreuth, Gemahlin König Augusts II. von Polen", nach 1726, Öl auf Leinwand, 108 x 86 cm, Gemäldegalerie Alte Meister, Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, ehemals InvNr. S 445, heute im Schloss Moritzburg bewahrt, InvNr. 99/97, vgl. Marx (1975), KatNr. 22a.
Wie bereits das Wachwitzer Bildnispaar, welches von Louis de Silvestre bzw. in seiner Art geschaffen wurde, belegen auch bei den vorliegenden Gemälden unterschiedliche Malaufbauten verschiedene Entstehungsumfelder.
Prof. Dr. Harald Marx' intensive Auseinandersetzung mit der Urheberschaft des Bildnisses der Christiane Eberhardine, erstmals 1975 in dem Katalog "Die Gemälde des Louis de Silvestre" sowie 1981 nochmals detaillierter in seinem Aufsatz "Andreas Möller und seine Aufenthalte in Dresden", ist eine faszinierende, dichte Reise durch die königlich-sächsische Hofmalerei der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts.
Wer war in den 1710er Jahren der Porträtist der Kurfürstin und Titularkönigin, die bereits seit 1697, nach der Geburt Augustus III., vom Hofe zurückgezogen auf Schloss Hartenfels in Torgau und ab 1721 in Pretzsch lebte? Das zweite historische Inventar Johann Adam Steinhäusers vor 1741 zum kurfürstlichen Kunstbesitz benennen zu insgesamt elf Porträts der Christiane Eberhardine keinen Autor.
Nach aktuellem Forschungsstand bildet das 1720 entstandene Bildnis Andreas Möllers "Bildnis der Christiane Eberhardine, Gemahlin Augusts des Starken" (Bassenge, Auktion 27, Mai 1976, KatNr. 588) die früheste datierte Darstellung, die in allen anderen Bildnisversionen übernommen wird.
Ein 1737 ausgeführter Kupferstich Bernard Vogels "Christiana Eberhardina…" belegt ein Porträt Johann Kupeckys, nach welchem zwei weitere Bildnisse der Christiane Eberhardine (Staatliche Kunstsammlungen Dresden, InvNr. Mo 1554, 99/61 sowie Mo 1891) seiner Hand zuzuordnen sind. Das Portrait 99/61 wurde historisch Adam de Manyoki zugeordnet.
Der Bilderfinder unserer Porträtversion bzw. des Wachwitzer Bildnisses scheint mit Silvestres Werkstatt eng verwoben zu sein. So sind die Gemälde, mit Ausnahme der Gesichtszüge, motividentisch zu den beiden vor 1726 entstandenen Porträts der Ursula Katharina Fürstin von Lubomirska (Marx (1975), KatNr. 68a/b) der Silvestre- Werkstatt. Drei weitere Porträts der Christiane Eberhardine der Silvestre-Werkstatt der 1720er Jahre greifen auf dieselbe Vorlage zurück.
1737 schließlich führt Louis de Silvestre eigenhändig das Porträtpaar in der (posthumen) Bildnisfolge August II., Christiane Eberhardine, August III. und Maria Josepha für den Festsaal des Brühlschen Palais" aus (heute befindlich im Residenzschloss Dresden, Kurfürstengalerie).
Die graue Grundierung des vorliegenden Porträts der Christine Eberhardine rückt dieses in die Nähe des Wachwitzer Porträts (Marx (1975) KatNr. 22a), worüber Harald Marx Folgendes schreibt: "Das Bild ist sehr dünn auf grauen Grund gemalt, wie er für deutsche Maler in Dresden um die Mitte des 18. Jahrhunderts durchaus üblich war, wie er aber bei Silvestre sonst nicht vorkommt." (zitiert nach Marx (1975, S. 63).
"Damit ist die Frage, von wem der stets wiederholte Porträttyp der Gemahlin Augusts des Starken nun eigentlich stammt, letztlich wieder unentschieden. Denn dass die Bildnisse dieser Fürstin von Silvestre, oder aus der Silvestre-Werkstatt, nur Kopien, keine eigenen Bildnisaufnahmen des französischen Oberhofmalers sind, ist an anderer Stelle schon dargelegt. Die Übereinstimmung der eben besprochenen Bildnisse von Möller mit Porträts der Christiane Eberhardine aus der Silvestre-Werkstatt ist jedenfalls verblüffend." schließt Harald Marx seinen Aufsatz von 1981 (zitiert nach Marx (1981), S.44f).
Lit.:
Johann Adam Steinhäuser, Sr. Königl. Majt. in Pohlen und Churfürstl. Durchl. zu Sachßen Schilderey-Inventaria sub lit. A. et B., 1741–1747 (auch genannt Inventar "vor 1741" oder Steinhäusers Inventar)
Harald Marx: Die Gemälde des Louis de Silvestre – hrsg. aus Anlass der 300. Wiederkehr des Geburtstages von Louis de Silvestre 1675 – 1975. Dresden 1975.
Harald Marx: Andreas Möller und seine Aufenthalte in Dresden; in: Sächsische Heimatblätter, 27. Jg., 1. Heft, Dresden 1981, S. 41–50.
Harald Marx: Barocke Bildnismalerei in Dresden: von der Mitte des 17. Jahrhunderts bis zum Ende der "augusteischen" Zeit. 1985, S. 66.
Die vorliegenden Porträts sind publiziert in:
https://fr.wikipedia.org/wiki/Auguste_II
https://de.wikipedia.org/wiki/Christiane_Eberhardine_von_Brandenburg-Bayreut.
Barocke Rahmen in venezianischer Art, spätes 17. / frühes 18. Jh. Zweilagiger, eckverblatteter Konstruktion. Roter Bolus über Kreidegrund, mit Resten einer Vergoldung. Profiliert und seitlich unterkehlt. Geschnitztes Akanthusblattdekor, Kreuzgravur, glatte Reserven. Sichtleiste mit schmaler Zwischenkehle.
Die Rahmen sind nicht Bestandteil des Auktionsloses und können separat zu 2.200 € zzgl. Aufgeld erworben werden.
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Bildträger doubliert. Malschicht mit Klimakanten, gesamtflächig mit zum Teil netzartigen Alterskrakelee und kleinen Retuschen, partiell auch an Krakeleesprüngen. Unter dem Firnis vereinzelte Altretuschen.
Die Rahmen mit vereinzelten kleinsten Materialverlusten. Der Rahmen "Augusts II." an der re. Seite um 30 mm nachgefälzt. Der Rahmen "Christiane Eberhardines" verworfen, u.li. mit einer Masseergänzung.
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82 x 68,5 cm / 82 x 65,3 cm. Ra. 95 x 78,5 cm / Ra. 95,3 x 78,3 cm.