044 Johann Christian Reinhart, Ariccia bei Rom mit Blick auf Santa Maria Assunta. 1818.
Johann Christian Reinhart 1761 Hof / Bayern – 1847 Rom
Crayon drawing auf Bütten. Unsigniert. In brauner Tusche u.re. von fremder Hand bezeichnet "C. Reinhart" sowie datiert und ortsbezeichnet "Roma 1818". Vollflächig auf Untersatzkarton kaschiert, darauf u.li. in Blei von fremder Hand nummeriert "1030", u.re. mit Maßangaben von fremder Hand sowie bezeichnet "J. Chr. Reinhart 472/2". Verso ein Papieretikett mit Angaben zu Künstler und Werk. Im Passepartout hinter Glas in einem goldfarbenen Rahmen gerahmt.
Nicht im WVZ Feuchtmayr.
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Vgl. motivisch und stilistisch:
Johann Christian Reinhart "Landschaft mit dem Schloss von Ariccia", Titelblatt der Folge "Die Sechs Landschaften mit der Widmung an Josef Abel", 1811, Radierung, Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett, InvNr. 40818a (WVZ Feuchtmayr 109).
Johann Christian Reinhart "Alte Olivenbäume an einer Felsenwand im Parco Chigi von Ariccia", 1909/10, Kreidezeichnung, Hamburger Kunsthalle, Kupferstichkabinett, InvNr. 44288 (WVZ Feuchtmayr Z 131).
Die großformatige Zeichnung entstand in der frühen Zeit des Lieblingsaufenthaltsorts Johann Christian Reinharts – in Ariccia, 26 km südöstlich von Rom in den Albaner Bergen gelegen. Es ist dokumentiert, dass er dort mit seiner Familie von 1816 bis 1822 regelmäßig Sommer und Herbst verbrachte und häufig auf die (Wachtel)-Jagd ging. Für das Jahr 1818 ist ein Aufenthalt von Caroline von Humboldt (1766 Minden – 1829 Berlin), Gattin des Gelehrten Wilhelm von Humboldts (1764 Potsdam – 1835 Tegel), am 29. Mai belegt, sie erhielt für eine Woche Logis in der Wohnung des Künstlers. In dieser Zeit entstanden zwei Fels- und Baumstudien im Park des Prinzen Chigi in Ariccia, die Reinhart Jahre später für ein Gemälde und bildhaft ausgeführte Zeichnungen verwendete. Es erscheint plausibel, dass die vorliegende, bisher undokumentierte Zeichnung ebenfalls in diesem Zeitraum entstand.
Schwarze oder auch graue Kreide stellte für Reinhart in den ersten römischen Jahrzehnten ein wichtiges Zeichenmittel dar, welches er souverän für großformatige Blätter nutzte. "Stets überzeugt das ausgewogene Verhältnis zwischen relativ genauer Detailschilderung und einer oft ins Monumentale gehenden Gesamtkomposition. Reinharts Kreidestriche sind zumeist ruhig geführt; eindeutig herrschen Parallelschraffen vor, doch sorgen, gelegentliche Querstellungen, bisweilen auch Kreuzschraffen für Belebung. […]". (zitiert nach David Klemm in: Johann Christian Reinhart. Ein deutscher Landschaftsmaler in Rom, 2012, S. 29).
Die Zeichnungen Reinharts erfuhren bereits zu Lebzeiten des Künstlers hohe Wertschätzung, Sammler kauften und bestellten Arbeiten direkt bei ihm, sie waren offensichtlich als preisgünstiger Gemäldeersatz sehr begehrt. Da Reinhart nur in der Zeit um 1790 und ab 1825 herrschaftliche Zuwendungen erhielt, war er auch auf den Verkauf seiner Werke zur Sicherung seines Lebensunterhalts und den seiner Familie angewiesen, neben Radierungen waren die Zeichnungen seine wichtigste Einnahmequelle. (vgl. ebenda, S. 26 und 32).
Wir danken Herrn Dr. Manfred Pix, Neustadt a. d. Aisch, für freundliche Hinweise.
Lit.:
Herbert W. Rott, Andreas Stolzenburg, Carlo F. Schmid (Hrsg.): Johann Christian Reinhart : ein deutscher Landschaftsmaler in Rom; erschienen anlässlich der "Ausstellung Johann Christian Reinhart. Ein Deutscher Landschaftsmaler in Rom", Hamburger Kunsthalle, 26. Oktober 2012 bis 27. Januar 2013, Bayerische Staatsgemäldesammlungen München, Neue Pinakothek, 21. Februar bis 26. Mai 2013]. Hamburg 2012.
Manfred Pix, Helmut Börsch-Supan: Johann Christian Reinhart (1761–1847): eine Dokumentation in Bild und Wort. Neustadt an der Aisch 2022.
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O.re. und u.li. Ecke ganz unscheinbar gestaucht. Vereinzelte, im Gesamteindruck kaum wahrnehmbare Fleckchen. Untersatz stockfleckig, vereinzelt flüssigkeitsfleckig und leicht lichtrandig. Verso mit kaschierungsbedingten Stauchungen und mit Resten einer früheren Montierung.
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60,1 x 48,6 cm, Untersatz 73,1 x 60,3 cm, Ra. 80,3 x 69,6 cm.