172 David Heidenreich (zugeschr.), Die drei Grazien. Wohl um 1600.
David Heidenreich 1573 (um) Freiberg, Sachsen – 1633 Breslau
Federzeichnung in Tusche, laviert, auf festem Bütten. Unsigniert. n Feder von späterer Hand bezeichnet "M.Willman" mit Überstrich über dem "n" (Kontraktion) u.mi. sowie über den Frauendarstellungen jeweils in Tusche bezeichnet "AGLAIA", "THALIA" und "EVPHROSYNE" sowie mit weiteren unleserlichen Bezeichnungen versehen. Verso in Tusche mit der (fehlerhaften) Abschrift eines lateinischen Gedichtes.
Provenienz: Wohl ehemals Sammlung Kloster Leubus (Opactwo Cysterskie w
...
Lubiazu).
Das Blatt gehört offenbar zu einem ganzen Konvolut von Zeichnungen, die Michael Willmann im späten 18. Jahrhundert zugeordnet und mit dessen Namen versehen worden sind. Bereits 1979 erregten die Zeichnungen die Zweifel von Heinrich Geissler, der bereits David Heidenreich als Autor vorgeschlagen hat. 1997 dann hat Andrej Koziel weitere dieser als "rudolphinisch" benannten Zeichnungen David Heidenreich zugeschrieben. Allesamt sind sie zeitlich und stilistisch dem späten 16. Jahrhundert weitaus näher, als der Hauptschaffenszeit von Michael Willmann. Stilistisch, in Bezug auf das eingesetzte Zeichenmaterial sowie aufgrund seiner mythologischen Darstellung und den zahlreichen Bezeichnungen, die höchstwahrscheinlich aus der Entstehungszeit, lässt sich das vorliegende Blatt dem von Koziel identifizierten Korpus hinzufügen.
Die alte Zuordnung an Willmann, die sich auf den in Rede stehenden Blätten finden lässt, dokumentiert die Zuschreibungspraxis der Sammler und - mitunter selbsternannten - Kenner des 18. Jahrhunderts.
Vgl. Heinrich Geissler, Zeichnung in Deutschland, Deutsche Zeichner 1540-1640, Stuttgart 1979.
Andrzej Koziel, Bulletin du Musée National de Varsovie, 38.1997, S. 66-92 (mit Abb.).
Ders., Rysunki Michaela Willmanna (1630-1706), Wroclaw 2000.
Hubertus Lossow, Michael Willmann (1630-1706) Meister der Barockmalerei, Görlitz 1994.
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Blatt etwas angeschmutzt und fingerspurig, Ränder etwas gegilbt, vereinzelte bräunliche Flecken, grauer, wischspuriger Fleck im Bereich des Kopfes der Aglaia, u.re. schwarzer Tuschefleck.
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17,2 x 13 cm.