006 Wohl Sächsischer Hofmaler "Friedrich August II., Churfürst v: Sachsen, als König v. Polen August III. " aus dem Besitz König Friedrich August III. Um 1710– 1715.
Kurfürst Friedrich August II. von Sachsen 1696 Dresden – 1763 ebenda
Friedrich August III, König von Sachsen 1865 Dresden – 1932 Sibyllenort (heute Szczodre)
Frederik IV. von Dänemark 1671 Kopenhagen – 1730 Odense
David Hoyer 1667 Auerswalde – 1720 Leipzig
Johann Martin Bernigeroth 1713 Leipzig – 1767 ebenda
Hyacinthe Rigaud 1659 – 1743
Nicolas de Largillière 1656 Paris – 1746 ebenda
Öl auf Leinwand, Oval, doubliert. Unsigniert. Verso ausführlich wohl übertragen bezeichnet "Friedrich August II., / Churfürst v: Sachsen, / als König v: Polen / August III. / geb: 7. Oct: 1696. / † / 5. Oct: 1763.". Auf der o. Keilrahmenleiste in Hellgrün mit der Schlossbergungs-Nr. "Mo 1657" sowie auf der u. Keilrahmenleiste mit zwei Papieretiketten versehen, bezeichnet "Privateigentum Sr. Majestät des Königs Friedrich August III" (1865–1932) bzw. in Tinte nummeriert "No. Z 1." und
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bezeichnet "König / August II. v. Polen". In einem goldfarbenen, klassizistischen Rahmen mit Lorbeer-Blattstab, dieser verso re. mit dem kyrillisch prägenummerierten Metalletikett "MBT 1407" des Ministeriums für Außenhandel der UdSSR.
Provenienz: Sächsischer Privatbesitz; Kunsthandel Dresden; Restitution Haus Wettin; Schloss Moritzburg; bis ca. 1950 Schloss Wachwitz, Dresden; zwischen 1904 und 1932 Privateigentum des letzten sächsischen Königs Friedrich August III.
Das Papieretikett als Provenienzmerkmal ist in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden dokumentiert: SKD GAM-013, ebenso das Metalletikett: SKD GAM-016.
Auf vorliegendem Gemälde steht der Kurprinz Friedrich August, Sohn Augusts des Starken vor blauem Himmel mit angedeutetem Morgenrot. Unter der roten Samtjacke mit vergleichsweise schlichtem Silberornament blitzt der Kürass hervor, über dem er den dänischen Elefantenorden an blauer Schärpe trägt. Das weiß gepuderte Haar ist im Nacken mit einer großen schwarzen Schleife gebunden und wirkt zunächst nicht wie eine Perücke. Es war im 18. Jh. üblich geworden, den Dreispitz -wie der Kurprinz- nur noch unter dem Arm zu tragen, um die Perücke nicht zu zerzausen (Chapeau bas). Wenngleich Friedrich August sehr aufrecht steht, wirkt die Darstellung aufgelockert, schon durch das Fehlen überschwänglichen Kostüms.
Wichtigstes Element zur Datierung des Gemäldes ist der Orden. Die dynastische Verbindung Sachsens und Dänemarks wurde 1666 durch die Hochzeit Kurfürst Georgs III. mit der dänischen Prinzessin Anna Sophie begründet, den Eltern Augusts des Starken. Dessen Sohn, dem dargestellten Friedrich August wurde der Elefantenorden im Jahre 1708 verliehen, als sich der dänische König Frederik IV in Leipzig aufhielt (vgl. Hein 2009, S. 245). Sachsen kämpfte in dieser Zeit an dänischer Seite im Großen Nordischen Krieg. Friedrich August war bei der Verleihung zwölf Jahre alt. Viel älter ist er auf dem Gemälde wohl nicht, woraus sich die Datierung nach 1708 ergibt.
Als späteste Grenze der Datierung sollte wiederum die Verleihung des Weißer-Adler-Ordens 1714 betrachtet werden, den er fortan auf allen Gemälden trug (vgl. Verzeichnisse der Ritter des Weißen-Adler-Ordens, Sächsisches Staatsarchiv, 10006 Oberhofmarschallamt, Nr. N 1, Nr. 20a, unpaginiert).
Damit handelt es sich bei dem Werk um das älteste bekannte Gemälde Friedrich Augusts und die zweitälteste bekannte Darstellung überhaupt, nach einem Stich Bernigeroths, der den Knaben noch ohne Orden zeigt.
Zu den späteren Gemälden Friedrich Augusts von Louis des Sylvestre vgl. Marx 1975, S. 63–65.
Der Stich Martin Bernigeroths wird bewahrt in: Staatsbibliothek zu Berlin, Handschriftenabteilung, Inventar-Nr. Portr. Slg / Fürst. gzgr / August , Nr. 3, b008433.
Das Gemälde entstand möglicherweise in Sachsen. Nimmt man die Ordensverleihung zum Anlass, käme standesmäßig in Leipzig nur der Hofmaler David Hoyer, wohl ein Schüler Jan Kupeckýs, als Künstler infrage (vgl. Wustmann 1885, S. 174–176). Hoyer malte den Kurprinzen wenig später noch einmal, mit Adler- und Elefantenorden. Dieses Gemälde ist leider verloren und nur durch einen Stich, ebenfalls von Bernigeroth, überliefert. Dieser Stich Martin Bernigeroths wird bewahrt in: Universitätsbibliothek Leipzig, Porträtstichsammlung, Inventar-Nr. 16/90.
Das Porträt wirkt, insbesonder in Hinblick auf Format und Kompositon, sehr intim, was die Vermutung nahelegt, dass es auf der Kavalierstour Friedrich Augusts entstanden sein könnte, auf die ihn sein Vater 1710 schickte und die durch Frankreich und Italien führte. Ziel der Reise war es, den Prinzen dem Einfluss seiner protestantischen Mutter Christiane Eberhardine und Großmutter, der Dänin Anna Sophia, zu entziehen und die Konversion zum Katholizismus vorzubereiten (vgl. Herz 2020, S. 46). Inoffiziell wurde die Konversion 1712 in Bologna vollzogen. Mit der öffentlichen Ankündigung, die schon bei seinem Vater August dem Starken ein politisch bemerkenswerter Vorgang war, wartete man jedoch bis zum Tod der Dänin 1717 (ebd. S. 47).
Insofern ist das vorliegende Gemälde des allein mit dem Elefantenorden dekorierten Kurprinzen auch ein sprechendes Zeugnis der familiären, sächsisch-dänischen, und konfessionellen Geschichte.
Literatur:
Gustav Wustmann: Aus Leipzigs Vergangenheit, Bd. I, Leipzig 1885.
Harald Marx: Die Gemälde des Louis de Silvestre – hrsg. aus Anlaß der 300. Wiederkehr des Geburtstages von Louis de Silvestre 1675 – 1975. Dresden 1975.
Jørgen Hein: Frederik IV., in: Jutta Kappel / Claudia Brink (Hrsg.): Mit Fortuna übers Meer —Sachsen und Dänemark – Ehen und Allianzen im Spiegel der Kunst (1548 – 1709), Ausst.-Kat. Dresden, Staatliche Kunstsammlungen, Residenzschloss. Berlin / München 2009, S. 243—247.
Silke Herz: Königin Christiane Eberhardine – Pracht im Dienst der Staatsraison – Kunst, Raum und Zeremoniell am Hof der Frau Augusts des Starken. Berlin 2020.
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Bildträger wohl sehr geringfügig formatverändert. Malschicht mit Alterskrakelee und Klimakante, vereinzelte, minimale Retuschen. Rahmen überfasst.
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42,7 x 35,5 cm, Ra. 53 x 45,5 cm.