350 Sammlung Prof. Dr. Werner Schmidt – Arbeiten auf Papier und Druckgrafiken
Mit der Bestellung Werner Schmidts zum Direktor des Kupferstich-Kabinetts der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden durch Max Seydewitz im Jahr 1959 begann die überaus fruchtbare Schaffensperiode in und für Dresden. Die 1960er Jahre waren geprägt durch zahlreich initiierte Ausstellungen und Ankäufe, wenngleich Werner Schmidt aufgrund seines Anliegens, insbesondere auch junge Künstler wie z. B. Harald Metzkes, Max Uhlig oder Dieter Goltzsche, zu fördern, seitens der SED-Funktionäre immer
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wieder in seiner Arbeit behindert wurde.
In einem langwierigen und über weite Strecken mühevollen Prozess, der 1966 auf der internationalen Graphik-Biennale in Krakau seinen Anfang nahm, kam dem Medium der Druckgrafik in der DDR eine besondere Stellung zu. Gemälde durften nahezu ausschließlich von systemkonformen Institutionen erworben, gezeigt und publiziert werden. Hingegen konnten künstlerische Drucke bis zu einer Auflage von 100 Exemplaren auch ohne staatliche Genehmigung gedruckt werden. Dies bedeutete für private Kunstliebhaber in einem gewissen Rahmen sammlerische Freiheit, die es in der Sowjetunion, wo auch die Pressen in den Künstlerateliers streng von staatlicher Seite kontrolliert oder beschlagnahmt wurden, beispielsweise nicht gab.
Werner Schmidt förderte dieses private Sammlertum durch die seit 1964 im Jugendklub und später im Kupferstich-Kabinett durchgeführten, jährlichen Auktionen, auf denen ein grafisches Blatt zwischen 40 und 200 Mark kostete. Nicht zuletzt diese Veranstaltungen verhalfen zudem den jungen Künstlern zu einer größeren öffentlichen Bühne und der künstlerischen Druckgrafik im Allgemeinen zu einer Blütezeit. Dass die Auktionen im Laufe der Jahre auch von staatlicher Seite Akzeptanz fanden, zeigt der Umstand, dass nach 15 von Werner Schmidt geleiteten Veranstaltungen bis 1979 diese bis zur politischen Wende von staatlicher Hand fortgeführt wurden.
Der fortwährenden und überaus beharrlichen Arbeit Werner Schmidts für die Dresdner Künstler auch über politische Hemmnisse hinweg ist es zu verdanken, dass es dem Kabinettsdirektor zum 25. Jahrestag der DDR 1974 gelang, auch Künstler wie Carlfriedrich Claus, Hans Christoph, Hermann Glöckner oder Willy Wolff in Ausstellungen einzubeziehen.
Zwischen den Künstlern, die zumeist zur gleichen Generation wie Werner Schmidt gehörten bzw. etwas jünger waren, und dem Kabinetts-Direktor entwickelten sich vielfach enge freundschaftliche Verbindungen über ein übliches dienstliches Verhältnis hinaus. Wie eng diese Verbindungen zu den Künstlern teilweise bereits sehr früh waren, zeigt beispielhaft das erfolgreiche Bestreben Otto Dix', das von staatlicher Seite angeordnete Reiseverbot Werner Schmidts zur Verleihung des Rembrandt-Preises an den Künstler 1968 in Salzburg aufheben zu lassen.
In einem undatierten Gespräch mit dem Schriftsteller und Journalisten Bernhard Theilmann, der ihn in seinem Nachruf vom 21.07.2010 mit seinem Mut und seiner Verlässlichkeit, seinen sprachmächtigen Publikationen und meisterhafter Diplomatie treffend als Anwalt der Künstler bezeichnete, schloss Werner Schmidt sein Lebenswerk mit den Worten "Ein Museumsdirektor darf sich nicht von vornherein gegen seine Obrigkeit, die ihm das Geld gibt, stellen. Er darf sie nicht ärgern, er muss sie verführen, überzeugen und gewinnen. Das ist die Aufgabe des Museumsdirektors. Und das ist mir bis zuletzt doch ganz gut gelungen.".
Von persönlichem Zugeneigtsein bis hin zu engen freundschaftlichen Bindungen zwischen Werner Schmidt und den Künstlern zeugt die nachfolgende Sammlung, die sich zu großen Teilen aus Geschenken der Künstler an ihren Förderer mit persönlichen Widmungen zusammensetzt.
Lit.:
Schmidt, Werner (Hrsg.); Fröhlich-Schauseil, Anke (Mitarb.): Von Dürer bis Picasso: Graphik aus der Schenkung Isolde und Werner Schmidt. Pirna, 2009. S. 12ff.
Theilmann, Bernhard: Anwalt der Künstler. Erinnerung an Werner Schmidt, den großen Dresdner Museumsdirektor und Avantgarde-Förderer, der letzten Donnerstag starb. In: Berliner Zeitung vom 21. Juli 2010.
Bürger, Thomas: Museumsdirektor, Künstlerfreund, Sammler. Der schriftliche Nachlass des Kunsthistorikers Werner Schmidt (1930–2010) wird für die Forschung erschlossen. In: BIS – Das Magazin der Bibliotheken in Sachsen, Nr. 1, 2013, S. 24–27.
Abb.: Hans Ludwig Böhme, Porträt Werner Schmidt. 2010.
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