034 Hermann Glöckner "Profil nach links, vor schwarzem Grund". Um 1936.
Hermann Glöckner 1889 Cotta/ Dresden – 1987 Berlin (West)
Tafel. Tempera, Kohle, Spachtel, auf Malpappe. Unsigniert. Verso: Diagonalen und Koordinaten (Ritzungen, in weißem Temperagrund). Freigestellt im Passepartout hinter Glas gerahmt.
WVZ Dittrich G 138.
Provenienz: Privatsammlung Dresden.
Ausgestellt in: Hermann Glöckner zum 125. Geburtstag. 12. September bis 1. November 2014 in der Villa Grisebach, Berlin. KatNr. 6.
Verzeichnet in: (Hermann Glöckner Archiv): Hermann Glöckner. Die Tafeln 1919–1985. Stuttgart 1992. S.
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233, KatNr. 135, ohne Abb.
Abgebildet in: Lisa Zeitz: Zeigen und Verhüllen. Die Wiederentdeckung des abstrakten Malers Hermann Glöckner. In: ZEITmagazin, Nr. 38, 11. September 2014. S. 67.
Veränderte Fassung von "Profil in Rotbraun mit schwarzem Kopftuch", um 1934, Kohle, Pinsel, Spachtel, Tempera, Pappe, abgebildet in: (Hermann Glöckner Archiv): Hermann Glöckner. Die Tafeln 1919–1985. Stuttgart 1992. S. 232, KatNr. 134 A.
Das "Profil nach links, vor schwarzem Grund" zählt zu der stilistisch geschlossenen Werkgruppe der Tafeln, welche in ihrer handwerklichen Ausführung und ihrem künstlerischen Gehalt eine Einheit bilden. Kennzeichnend für die Tafeln waren ihre überwiegende Gegenstandslosigkeit, gleiche technische Bearbeitung und Körperlichkeit sowie ihre Doppelseitigkeit. Sie entstanden hauptsächlich in zwei Perioden – einer ersten bis 1937 sowie einer zweiten, um 1956 einsetzenden Werkphase.
Der zahlenmäßig größte und künstlerisch bestimmende Teil der 153 bis 1937 entstandenen Tafeln ist abstrakt. Davon weichen 17 Tafeln ab, in acht dieser Kompositionen sind Profile in starker Abstraktion zu sehen (vgl. Hermann Glöckner. Die Tafeln 1919–1985. Stuttgart 1992, S. 28 und S. 51).
Zu den frühesten bekannten Arbeiten der Werkgruppe der "Profile" zählt die 1930 entstandene Tafel "Abgerücktes Profil" (Tafel Nr. 5). Hermann Glöckner hat Arbeiten, die Köpfe im Profil zeigen, bis in das hohe Alter geschaffen, entstanden durch sorgfältige Reduktion der Stilmittel auf Grundlage gesetzmäßiger Formulierungen oder auch als zufällige Findungen. 1935 findet sich erstmals das markante Einzelprofil nach links: "Kopf und Dächer (Profil vor weißen Häusern)" (WVZ Dittrich G 121). Im Gegensatz zu dem Doppelprofil von 1930 kennzeichnet sie ein klar ausformuliertes Gesicht, die auf weiß-rote geometrische Flächen reduzierten Häuser im Hintergrund nehmen Bezug auf die 1929 in Voitsdorf entstandenen geometrisch-konstruktiven Zeichnungen der in die Landschaft gebetteten Bauernhäuser.
Glöckner reduzierte in der vorliegenden Tafel die Komposition im Vergleich zu der im Vorjahr entstandenen Arbeit noch konsequenter, der Hintergrund steht als dunkle, gespachtelte Fläche im Kontrast zu dem Kopf und betont diesen durch das starke Hell-Dunkel. Tragendes Element der Komposition ist die große Diagonale des Kopftuchs, der Flächen im rechten Winkel gegenüber stehen.
Die Werkgruppe der Tafeln entstanden in dem Ansinnen Glöckners um 1930, etwas Neues zu beginnen und "die konstruktiven, geometrischen Grundlagen [seiner] Malerei zu untersuchen, ihre elementaren und komplexen Zusammenhänge zu finden" (zitiert nach: Hermann Glöckner. Ein Patriarch der Moderne. Berlin 1983. S. 57). Glöckner beschrieb sein künstlerisches Schaffen dazu wie folgt: "Ab 1931 grundlegende Studien, aus denen sich ein Tafelwerk (Schulwerk) ergeben hat, das teils durch Varianten und weitere Formbildungen weiterhin ergänzt wird, wobei die einzelnen Tafeln als selbständige Gebilde aufgefaßt werden können" (zitiert nach H. Glöckner, Angaben zum Lebenslauf, Maschinenschrift vom 18.11.1967, in: Hermann Glöckner. Die Tafeln 1919–1985. S. 7).
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Ecken der Malpappe mit geringfügigem Abrieb und zwei Ecken mit minimaler Stauchung (nur rückseitig sichtbar). Malschicht insgesamt mit ganz unscheinbaren, wohl werkimmanenten Bereibungen und linearen Druckstellen. Vereinzelte, sehr kleine, fachgerechte Retuschen an den Bildkanten sowie o.re. In der rotbraunen Farbfläche.
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50 x 35 cm, Ra. 62,5 x 52,5 cm.