193 Hannes H. Wagner "Fest". 1986/ 1987.
Hannes H. Wagner 1922 Schneeberg – 2010 Halle / Saale
Mixed media auf Hartfaser. Signiert "Hannes H. Wagner" und datiert am Bildrand Mi.re. Verso nochmals signiert und
...
datiert sowie betitelt. In einer braun lasierten Holzleiste gerahmt.
Publiziert in: Werkdatenbank Bildende Kunst Sachsen-Anhalt, Datenblatt Nr. 43.
Abgebildet in:
Litt, Dorit (Hrsg.): Hannes H. Wagner. Halle (Saale), 1992. S. 46f.
Ausgestellt in:
Hannes H. Wagner. Galerie Marktschlößchen, Halle (Saale), 12.05.1992–08.06.1992.
Hannes H. Wagner. Neuere Arbeiten. DOMizil, Kunstdienst der Evangelischen Kirche im Berliner Dom, Berlin. 26.09.1997–13.11.1997.
"(…) Scheinbar ist es realistisch, eigentlich steckt es voller Symbole, fördert wie ein Traum gefährliche Geheimnisse zutage. Gegen die Regel oben dunkelschwärzlich, unten grell hell, oben leer, in der Mitte spärliche, blasse Figuren, drängt sich eine überquellende Menschenmenge unten; ein jeglicher transparent gemacht in seiner Gier oder seiner Ohnmacht, ein Maskenfest, Märchen und Satire in einem. Bei starkem Licht, aus nächster Nähe, löst sich der schwärzliche Himmel in zahllose, kurze, braune und schwarze, verschwimmende Pinselstriche auf, so daß gegen das Grün darunter ein lasierend ahnungsvolles Violett entsteht – ein Himmel voller Ruß oder verbranntem Öl. Katastrophe als Gewöhnung: Schemenhafte, sonnenhungernde menschliche Gestalten liegen auf giftgrüner Wiese, die begrenzt wird von Steinbruch, Tagebau und gewundenem Chemierohr, das im unteren Bild als gefräßige Schlange erscheint. An zwei schmalen Gruben stehen und hocken nackte und verhüllte Gestalten. Auf alles fällt ein roter Widerschein von unten. Männer versuchen, eine lange Leiter in eine der beiden Gruben hineinzuhalten, wohl zum Hinunterklettern. An dieser Stelle unterbricht ein waagerechter Strich die Kontinuität des Bildes in ganzer Breite. Das "Fest" findet darunter statt, im Rot der Hölle. Im Mittelpunkt des unteren Bildteiles ein bärtiger, singender Mann mit dunkler Sonnenbrille (Visier), den Kopf beladen mit reichen, sauberen Früchten, ein gesunder Mitgenießer, der sich vorsichtig schützt – der Maler selbst, jedermann. Augenfälliges Gegensymbol, prallglatt und glänzend, ein violettschwarzer Luftballon, der im "Chemiebezirk" das Goldene Kalb ablöste. Der Haltefaden liegt in den Händen eines Alkoholbetäubten mit zerrissenen weißen Handschuhen und Unschuldsmiene im vollen Biedermannsgesicht. Ringsum maskierte Völlerei. Auf einem Tisch am rechten Bildrand neben einer roten Pappnase ein graues Faschingsbeil – Willkür und Mord im Spiel. Vorn im Bild ein Mädchen mit schwarzem Stern im rötlichen Haar, das hübsche Gesicht erstarrt, angebetete Jugend ohne Leben. Links unten vorn der real existierende Betrachter gerichtetem Späherblick. Dahinter zurückgezogen ein resignierter Clown, Trauer im lieben Gesicht. Es ist Albert Ebert, wartend, leidend, geduldig. Er ist das Volk.(…)". (Zitiert nach Ilse Ruser, in: Litt, Doris (Hrsg).: Hannes H. Wagner. Halle/Salle, 1992. S. 46.).
> Read more
Bildträger insgesamt leicht gewölbt. Rissbildung in Hartfaser und Malschicht in der u.li. Ecke. Kleine Druckstelle mit Malschicht-Verlust o.li. sowie vereinzelte Stellen mit geringfügigem Farbabrieb, insbesondere im o. Bildteil.
< Read less
125 x 125 cm, Ra. 130 x 130 cm.