766 Wassily Jakowlewitsch Grachev, Der Abschied des Kosaken. Vor 1900.
Wassily Jakowlewitsch Grachev 1831 Jaroslawl – 1905 St. Petersburg
Bronze, äußerst qualitätvoll und präzise gegossen, die braune Patinierung von feinem Glanz, partiell detailreich
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ziseliert. In der naturalistischen Plinthe an der Schmalseite unterhalb des Pferdeschweifs kyrillisch signiert "L.B.P. Grachev". Auf der linken Seite des Reiters mit der Gießereibezeichnung in lateinischen Buchstaben "FABR. C.F.WOERFFEL. St. PETERSBOURG.".
Provenienz: Russisch-deutsche Privatsammlung.
In der russischen Kunst, vor allem des 19. Jahrhunderts, kam dem Sujet des reitenden Kosaken stets eine besondere Rolle zu. Das wilde, freie, mitunter barbarische Auftreten der in freien Reiterverbänden auftretenden Abenteurer bot beachtlichen Spielraum für romantisierende und idealisierende Darstellungen.
Die aus dem Volk der Tartaren in Verbindung mit Russen und Ukrainern hervorgegangenen militärischen Einheiten erlangten im 17. Jahrhundert die Errichtung eines eigenen Herrschaftsbereiches, eines Hetmanats, auf dem Gebiet der heutigen Ukraine; auch im Kaukasus und in Sibirien waren die Kosaken stark präsent. Das überwiegend von Auseinandersetzungen und Konflikten geprägte Verhältnis zum russischen Zarenreich wandelte sich im 19. Jahrhundert erheblich. Die nunmehr in den erblichen Kriegerstand erhobenen Kosaken wurden als zuverlässige Reitereinheiten im Militär des Zaren unentbehrlich, fanden während des Russlandfeldzugs Napoleons, dem Kaukasuskrieg und den zahlreichen Russisch-Türkischen Kriegen ihren Einsatz.
Der letzte große Feldzug im Kampf gegen die Osmanen wurde in den Jahren 1877 und 1878 gefochten und war damit wohl Anregung zu zahlreichen Entwürfen Grachevs zu dem Kosakenthema. Grachev zeigt hier Reiter und Pferd in schmuckhafter Ausstattung, das Gewand der jungen Frau ist mehrschichtig und aufwendig verziert. Er verweist auf den nunmehr wohlhabenden Stand der Kosaken, verbildlicht die ihnen eigene Traditionslinie handwerklicher Kunst und Tracht. Die Haltung des Pferdes in Dressur zeugt von der hohen Kunst des Reiters, das Pferd selbst im Stand elegant zu führen und spricht von der engen Verbindung zwischen Reiter und Tier. Es liegt keine Trauer in dem innigen Abschiedskuß, vielmehr manifestiert sich der Stolz des Kosaken, ehrenvoll in den Kampf ziehen zu dürfen - eine Empfindung, die seine junge Frau mit ihm teilt. Sie blickt und steigt zu ihm empor und wird mit Leidenschaft empfangen. So scheint dieser Abschied erwartet zu sein, fern jeder Tragik und von Künstlerhand meisterhaft inszeniert.
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Die Zügel am linken Mundstück des Pferdes gebrochen.
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H. 18,5 cm, L. 13 cm, B. 8 cm.