230 Nachlass Martin Pietzsch – Das Künstlerhaus Dresden.
James Aurig 1857 Guben – 1935 Dresden-Blasewitz
Richard Pietzsch 1872 Blasewitz – 1960 München
Martin Pietzsch 1866 Blasewitz – 1961 Dresden
Seit seiner Fertigstellung im Jahr 1898 bildete das Loschwitzer Künstlerhaus von Martin Pietzsch ein künstlerisches Zentrum der Stadt. Aus dem Wunsch heraus, bezahlbaren Raum für Künstler zu schaffen, entstanden hier neben 16 Ateliers auch 12 Wohnungen. Pietzsch erwarb hierfür ein Grundstück, das dem Vater Hans Ungers gehörte. Nach einem Brand 1904 wurde das Gebäude restauriert und leicht umgebaut.
Im Künstlerhaus lebten u.a. Max Pietschmann, Hermann Prell, Sascha Schneider, Joseph
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Hegenbarth, Hermann Glöckner, Egon Pukall, Rudolf Letzig und Helmut Schmidt-Kirstein.
Pietzsch bewohnte das "Kleine Künstlerhaus" in unmittelbarer Nachbarschaft. Es war der Lebensmittelpunkt des Architekten und seiner Familie seit 1899 über vier Generationen.
Der dort über die Jahrzehnte zusammengetragene Nachlass spiegelt Pietzschs Entwicklung, aber auch seine künstlerischen und verwandtschaftlichen Verbindungen wider. Wie in einer Zeitkapsel blieb dieser Bestand in Familienbesitz erhalten und dokumentiert so ein halbes Jahrhundert Dresdner Kunst- und Kulturgeschichte.
Neben eigenen Zeichnungen, die während seiner Italien-Reise 1894 entstanden sind, enthält er Arbeiten, die seinen Heimatort Loschwitz oder die Zerstörung Dresdens 1945 thematisieren.
Daneben finden sich Werke von prominenten Künstlern sowie Raritäten wie Einladungs- und Grußkarten, die von seinem gesellschaftlichen und künstlerischen Netzwerk zeugen.
Von besonderem Interesse sind die Arbeiten Sascha Schneiders, der von 1917 bis zu seinem Tode 1927 im Künstlerhaus lebte. Pietzsch beschreibt ihn als "liebenswürdig, kollegial, großzügig und so humorvoll, dass es eine Erholung war, sich mit ihm eine Stunde zu unterhalten" (Claußnitzer: Der Architekt Martin Pietzsch, S.160).
Die von Pietzsch gesammelten Arbeiten und seine Aufzeichnungen über den Künstler stellen auch eine wichtige Informationsquelle über Schneiders Werk dar. Dies gilt insbesondere für Schneiders Beitrag zur Ausstattung der geplanten, aber nicht realisierten Erweiterung der Gemäldegalerie.
Sein Nachlass entspricht insofern dem von Pietzsch beschriebenden Ideal eines Architekten: "Der wahre Baukünstler soltle Dichter, Maler, Bildhauer und innigster Naturfreund sein. Er muß in Berg und Tal mit seinem Skizzenbuch ebenso zu Haus sein wie auf dem Zeichenbrett." (Martin Pietzsch, in: 100 Jahre Künstlerhaus, S. 7).
Lit.:
Anne Claußnitzer (Hrsg.), unter Mitarbeit von Gernot Klatte, Der Dresdner Architekt Martin Pietzsch, Dresden 2016.
Sigrid Walther, 100 Jahre Künstlerhaus Dresden-Loschwitz, 1898–1998, Dresden 1998.
Ausgeführte Bauten und Entwürfe, Raumkunst und Kunstgewerbe von Architekt BDA Martin Pietzsch, Berlin 1921.
Ausgeführte Bauten und Entwürfe, Raumkunst und Kunstgewerbe von Architekt BDA Martin Pietzsch, Berlin 1926.
Abb.: James Aurig, Fanny Clauß und Martin Pietzsch als Verlobte. 1896.
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