006 Heinrich Andreas Meyer, Die Wasserfälle von Tivoli. Um 1792.
Heinrich Andreas Meyer 18. Jh.
Sand, getönt und fixiert, auf Leinwand (Marmotinto). Unsigniert. Verso mittig auf der Leinwand mit einem späteren Papieretikett, darauf in Tusche bezeichnet "Verfertigt im Jahr 1792 von dem Herzoglich Mecklenburg-Strelitzischen Hofconditor Heinrich Andreas Meyer". Im originalen, klassizistischen, vergoldeten Plattenrahmen mit leicht gekröpften Eckwürfen mit Rosetten, breiter, gesandelter Platte und rahmenden Vierkantstäben gerahmt. Darauf verso mit einem Papieretikett, darauf typografisch
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in Rot unter dem bekrönten Monogramm "EL" bezeichnet "Privateigentum seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs Ernst Ludwig [von Hessen-Darmstadt]" sowie nummeriert "R.No 1449".
Provenienz: Ostdeutscher Privatbesitz; nach mündlicher Überlieferung aus Bamberger Adelsbesitz; Besitz des Großherzogs Ernst Ludwig von Hessen-Darmstadt; Haus Mecklenburg-Strelitz.
Das vorliegende Gemälde zählt zu der seltenen Gattung der Sandmalerei, welche jedoch eine für das ausgehende 18. Jahrhundert typische Erscheinung war. In dieser Zeit versuchten die Künstler mit neuen, experimentellen Techniken einer aufkommenden Langeweile entgegenzuwirken, sie fügten den Gemälden Sand, aber auch Federn, Spinnweben oder Staub bei, um neue visuelle Effekte zu erzielen. Die Körnigkeit der Sandkristalle "erzeugt eine Art 'sfumato', eine dunstige, tröpfchengetränkte Atmosphäre, wie sie an Wasserfällen tatsächlich erlebbar ist. Die körnig-stumpfe Oberfläche entsprach aber auch einer großen Mode jener Zeit: den Tapisserien. Selbst Francisco de Goya arbeitete als Maler für Wandbehänge. Anton Raphael Mengs, der in Madrid eine kleine Werkstatt für Tapisserien führte, hatte Goya 1774 eigens darum gebeten" (zitiert nach Prof. Dr. Hans Ottomeyer und Dr. Herbert Giese, abgerufen 04.11.2020 von https: / www.br.de / br-fernsehen / sendungen / kunst-und-krempel / schatzkammer / gemaelde / kunst-krempel-sandbild-100.html).
Der Begeisterung für stofflich wirkende Oberflächen entspricht auch das hier angebotene Gemälde. Dass der Künstler dieses Werkes ein Konditor war, erscheint, betrachtet man die Entstehungsgeschichte des Marmotintos, nicht ungewöhnlich:
Der aus Memmingen stammende Künstler Benjamin Zobel (1762–1831), Sohn eines Zuckerbäckers, erlernte ebenfalls das Konditor-Handwerk, aber auch Grundlagen des Zeichnens und der Porträtmalerei. 1873 kam er nach London und wurde später Tischdekorateur am englischen Hof. Er schuf Tischdekorationen aus farbigem Sand oder Marmorstaub auf silbernen Tabletts, die zunächst vergänglich waren. Später gelang es ihm, durch eine spezielle Mischung den Sand zu fixieren.
Leider haben sich zu Heinrich Andreas Meyer, der wohl Hofkonditor in Mecklenburg-Strelitz im späten 18. Jahrhundert war, keine bisher Daten überliefert. Beeindruckend ist jedoch allemal die hohe künstlerische Qualität des Gemäldes.
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Leichte Staubablagerungen. Mit fachgerechten Retuschen, insbes. o.Mi. in einem belaubten Zweig. O. mit Schmutzrand. Umlaufend kleinere Verluste der Sandschicht durch die Einrahmung.
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58 x 78,5 cm, Ra. 69 x 90 cm.