Johann Eleazar Zeissig (genannt Schenau)
1737 Groß-Schönau (Dresden) – 1806 Dresden
Sohn eines mittellosen Damastwebers. Aufgrund seines zeichnerischen Talents besuchte er bereits mit 12 Jahren die Zeichenschule in Dresden. Nach Ausbruch des Siebenjährigen Krieges siedelte er 1756 gemeinsam mit seinem Lehrer Charles-Francois de Silvestre nach Paris über. Dort arbeitete er bis 1770 u.a. bei Johann Georg Wille und absolvierte sein Studium an der Académie royale de peinture et de sculpture, wo er u.a. Bekanntschaft mit Francois Boucher, Gabriel François Doyen, Maurice Quentin de La Tour und Edmé Bouchardon machte. Hervorzuheben ist der Einfluss, den Jean-Baptiste Greuzes auf seine Arbeit hatte. Schenau fertigte Kopien nach Gemälden u. a. von Antonio da Correggio, Guido Reni und Tizian an. Er übernahm auch Aufträge der Kronprinzessin von Frankreich. 1770 Rückkehr nach Dresden.1773–96 Direktor der Zeichenschule der Porzellanmanufaktur Meißen. Ab 1774 Professor für Genre- und Portraitmalerei an der Kunstakademie, ab 1795 alleiniger Direktor. Zwei seiner Schüler waren Friedrich Rehberg und Christian Leberecht Vogel.
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Johann Eleazar Schenau "Dietrich von Miltitz als Knabe". 1773.
Johann Eleazar Zeissig (genannt Schenau) 1737 Groß-Schönau (Dresden) – 1806 Dresden
Öl auf Holz. Unsigniert. Verso von fremder Hand datiert sowie ausführlich in Tusche bezeichnet; Inventarnummer S 1001; Inventarmarke der Schloßbergung der Nachkriegszeit (Kreis Meißen; Nummer 496). In stark profilierter, goldüberzogener Holzleiste hinter Glas gerahmt. Firnis an den äußeren Rändern durch die Rahmung leicht berieben; in der oberen Bildhälfte in den Bereichen Hut und angrenzender Hintergrund fachgerecht retuschiertes Krakelee. Im Gesicht des Knaben vereinzelt leichtes
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Krakelee. Der untere Bildbereich partiell mit fachgerecht ausgeführten Retuschen.
Provenienz: Privatbesitz; vormals Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Gemäldegalerie Alte Meister, Restitution 2003; davor Privatbesitz Schloß Siebeneichen, bei Schloßbergung 1946/48 beschlagnahmt.
Dieses von Harald Marx als "wunderbar brillant gemalt" bezeichnete Portrait ist als solches nicht vordergründig zu erkennen, wird doch der Bildnischarakter durch die Genrehaftigkeit der Szene stark zurückgedrängt. Und dennoch liegt im Blick des Kindes eine Intensität und Durchdringlichkeit, die den Betrachter gezielt an die dargestellte Person bindet. Auch die Armbrust und die Laute mit den Noten müssen als attributive Beigaben eines Adelsportraits gedeutet werden, stehen sie stellvertretend für die dem Alter des Kindes, rund vier Jahre, entsprechende höfische Erziehung. Schenau war zum Entstehungszeitpunkt des Portraits seit einem Jahr Direktor der Zeichenschule der Meissner Porzellanmanufaktur - seine vielgelobte Präzision spiegelt sich auch in diesem Portrait wieder, finden sich hier doch starke Einflüsse der Leidener Feinmalerei um Gerard Dou (1613 - 1675). Giacomo Battista Casanova, der ab 1776 gemeinsam mit Schenau alternierender Direktor der Dresdner Kunstakademie war, schilderte einst die malerischen Vorzüge Schenaus in blumigen Worten: "Er behandelt bis zur Verwunderung schön kleine Gesellschaftsstücke; seine Farben sind sehr munter; seine Touche ist leicht und geistreich; er hat Feuer, Genie und schimmernde Einbildungskraft, die für diese Klasse der Malerey sehr passend ist; seine Harmonie und seine Töne sind blühend; sein Stil der Zeichnung und seine lieblichen Artigkeiten schicken sich ganz vortrefflich zur Porcellainmalerey, die unter seiner Aufsicht stehet". Der hier noch als Knabe dargestellte spätere General Dietrich von Miltitz schuf ab 1812 auf dem nahe Meißen gelegenen Familiensitz Siebeneichen einen der wichtigsten Treffpunkte von namhaften Vertretern der romantischen Dichtung, des sogenannten Scharfenberger Kreises.
Lit.: "Neuerwerbungen deutscher Meister" Ausstellungskatalog der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Galerie Alte Meister (bearbeitet von Harald Marx), Dresden 1974, Abbildung Nr. 29, Katalognr. 30, S. 86.
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33,7 x 23,3 cm, Ra. 43,3 x 32,7 cm. |
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18.000 € |